ILO Park
Quartiersentwicklung
Die Vögel zwitschern, die Mühlenau plätschert. Toll!
Hier an der Mühlenau, in direkter Nachbarschaft zum Bahnhof Pinneberg, war knapp acht Jahrzehnte die ILO Werke GmbH ansässig. Nach dem Aus für den viele Jahre größten Zweitaktmotorenhersteller in Deutschland verfielen die Gebäude auf dem Werksgelände – Dornröschenschlaf mitten in Pinneberg.
1911 übernahm Heinrich Christiansen die ehemals Norddeutsche Maschinenfabrik GmbH in Altona. Bereits 1913 ließ der Firmengründer das Markenzeichen ILO eintragen. Ilo? Der Begriff bedeutet „Werkzeug‘’ in Esperanto. ,,Heinrich Christiansen war mit vielen anderen seiner Zeit der Meinung, dass eine Weltsprache Esperanto Verständigung und Verständnis von Menschen und Nationen untereinander verbessern würde.‘‘ Anfangs spezialisierte sich das Unternehmen auf die Herstellung von Geräten für den Gleis- und Brückenbau der Deutschen Reichsbahn. Nach zwei Jahren erfolgte der Umzug auf das Gelände am Bahnhof Pinneberg, das verkehrstechnisch gut gelegen war und die Perspektive bot, räumlich zu expandieren. 1918 wurde hier der erste Zweitaktmotor entwickelt, um die Gleisstopfmaschine preiswerter und unabhängig von anderen Kraftquellen zu machen. In den Folgejahren konzentrierte sich die Produktion auf Zweitaktmotoren, die in Krafträdern, Kleinlastwagen und landwirtschaftlichen Geräten Verwendung fanden. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Unternehmen zum Rüstungsbetrieb erklärt.
Nach dem Krieg fertigten die Pinneberger ,,Krücken, Eierbecher, Feuerzeuge und sonstige Gegenstände des täglichen Bedarfs‘‘. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung im Nachkriegsdeutschland kommt der Boom: 1955 verlassen 184.000 Motoren das Werk; ILO hat 1.500 Beschäftigte. Mit Schneeschlittenmotoren für die Exportmärkte Kanada und USA verzeichnete ILO in der Sechzigern noch Absatz- und Produktionsrekorde. Veränderungen im Markt, Konkurrenz aus Japan: Es folgt der Abschwung. Und 1990 die Schließung der Motorenwerke. Seitdem liegt das Gelände brach. Übrig ist heute nur noch das ikonische Verwaltungsgebäude des Hamburger Architekten Rudolf Lodders. Der klassisch-moderne Bau aus dem Jahr 1933 steht unter Denkmalschutz. Im Kontext der Quartiersentwicklung ILO Park wird dieses Zeitzeugnis aufwendig saniert und als Reminiszenz an die industrielle Prägung des Ortes in neuem Glanz in das Quartier integriert.
Von der Industriebrache zum Stadtquartier, von der Idee bis zur Fertigstellung: Der ILO Park ist unsere umfangsreichste Quartiersentwicklung. Zielsetzung des Konzepts sind die Revitalisierung und die Aufwertung dieser Bestandsflächen. Für eine ganzheitliche Lösung ist ein zeitgemäßes Quartier vorgesehen, das neben 500 neuen Wohnungen noch Büro- und Gewerbeflächen sowie ein Parkhaus und das denkmalgeschützte Gebäude berücksichtigt. Das Plangebiet umfasst das Werksgelände sowie die Fläche des ehemaligen Güterbahnhofs. Im Süden grenzt das Gebiet an das Flüsschen Mühlenau, im Westen an das Gewerbegebiet Am Hafen und im Norden an die Bahnlinie und den Bahnhofsvorplatz an. Im Anschluss an die Gewerbeflächen und als Abschluss des Bahnhofsvorplatzes befindet sich das Parkhaus mit 419 Stellplätzen, das neben Park & Ride Stellplätzen auch zusätzlich Parkkapazitäten für den zukünftigen ILO Park bietet. Südwestlich der Straße An der Mühlenau bleiben die Gewerbeflächen an der Bahnlinie als zusammenhängende Fläche weiterhin nutzbar.
Der Bahnhof Pinneberg verbindet das stadtnahe Quartier mit der gesamten Region – und insbesondere mit Hamburg. Und das ist die große Herausforderung: Bahnverkehr – 24/7. Die neugebaute Lärmschutzwand entlang der Bahnlinie reichte nicht aus, um den Lärm zu begrenzen. Eine städtebauliche Lösung war gefragt. So entstand die Idee einer C-förmigen Blockrandbebauung aus mehreren sechsgeschossigen Baukörpern als Klammer, die die dahinterliegenden Bereiche zusätzlich vor Lärmbelastung schützt und eine weitere Wohnbebauung im Blockinneren erst ermöglicht. Dieser Funktionsbereich sieht Miet- und Eigentumswohnungen inkl. großem Anteil an gefördertem Wohnraum vor.
Im Gegensatz zum schützenden Rückgrat des Quartiers strahlt die aufgelockerte Bebauung im Innern Ruhe und entspannte Urbanität aus. Durch eine entsprechende Anordnung der Baukörper nimmt die Dichte in Richtung Flussaue ab. Die Positionierung ist dabei so gewählt, dass maximale Distanzen der Häuser zueinander entstehen und unverstellte Blicke zum Wasser immer möglich sind. Insgesamt führt das Konzept zu einem Wechsel zwischen der Anlage einzelner, um einen Platz zentrierter Cluster und dem großen Zusammenhang des Quartiers als Parkanlage. Jeder dieser drei Cluster gruppiert mehrere Baukörper um einen Quartiersplatz. Dieser dient nicht nur der Erschließung, sondern auch als Verbindungs- und Identifikationsort. Zudem besteht jede Häusergruppe aus unterschiedlichen Haustypologien, sodass eine große Bandbreite verschiedener Grundrisse abgebildet wird. Sämtliche Gebäude erhalten Ziegelfassaden. Mit verschiedenen Rottönen nimmt die Blockrandbebauung Bezug auf den historischen Industriestandort. Als Kontrast dazu erhalten die Solitäre im Blockinneren helle Fassaden in Sandtönen. Jeder Cluster erhält eine eigenständige Architektursprache, die jedoch in ihrem Erscheinungsbild verwandt mit dem benachbarten Cluster ist. Somit wirkt die Gestaltung über die gesamte Fläche homogen, denn die Fassaden weisen trotz Unterschiedlichkeit auch Gemeinsamkeiten auf.
Landmark des Quartiers ist das alte Verwaltungsgebäude in Kombination mit einem achtgeschossigen Neubau: Es entsteht ein spannendes Ensemble, das wie ein Eingangssymbol wirkt und als Bezugspunkt für den neugeschaffenen Bahnhofsvorplatz fungiert. Hier werden die Gebäude im Wesentlichen gewerblich genutzt. In den Obergeschossen sind Flächen für verschiedene Dienstleitungen, Büros und Arztpraxen vorgesehen. Die Erdgeschosszone wird mit Einzelhandel und Gastronomie bespielt.
Wie bei den Gebäudetypologien und den Materialien wird auch im Freiraum das Konzept der Unterschiedlichkeit der einzelnen Abschnitte des Quartiers aufgegriffen. Im Zusammenspiel der Architektur erfährt jeder Quartiersplatz eine unverwechselbare Gestaltung. Die Freiraumplanung sieht vor, die gradlinigen städtebaulichen Baukörper in eine weiche und grüne Umgebung einzubinden und so Flussaue und Quartier ablesbar miteinander zu verknüpfen. So wird das Quartier als Park mit Fußgängerqualitäten erlebbar, denn mit der Positionierung der Gebäude entsteht auch eine Abfolge unterschiedlicher Freiraumtypologien: die grüne Fuge als Trennelement der Cluster, der Quartiersplatz als identitätsstiftendes Zentrum und der Ufersaum als naturnaher Lebensraum an der Mühlenau.
Die grünen Fugen verknüpfen den ILO Park wahrnehmbar mit der angrenzenden Natur und erwecken den Eindruck, Grün durchfließe das gesamte Wohnquartier. Zwischen den Fugen sind die drei Quartiersplätze verortet, die über eine zentrale Wegeachse miteinander verbunden sind. Durch Gräser entstehen Linienführungen und modellierte Rasenflächen lassen vielfältige Freiräume im Park entstehen, die generationenübergreifende Nutzungsmöglichkeiten von Spiel- und Bewegungszonen bis Ruheoasen bieten – die Übergänge sind ohne Abgrenzung fließend gestaltet. Ein Idyll.
Die Vögel zwitschern, die Mühlenau plätschert. Toll! Herzlich willkommen im ILO Park.
Visualisierungen: MOKA Studio GbR
Freiraumplanung: MERA GmbH – Landschaftsarchitektur für Mensch und Raum
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