Under Pressure
Neubau Hauptverwaltung mit Prüfstandsgebäude
200 Jahre Firmengeschichte, 100 Jahren Wendenstraße. Dieser Ort hat Tradition. Ein Umzug? Undenkbar.
LESER ist einer der weltweit führenden Hersteller von Sicherheitsventilen und in diesem Segment die Nr. 1 in Europa – seit 1914 aus der Wendenstraße in Hamburg-Hammerbrook agierend. Hier haben bis heute Verwaltung, Geschäftsleitung und Entwicklung ihren Sitz, während die Produktion bereits 1943 nach Hohenwestedt in Schleswig-Holstein verlegt wurde. Von Hamburg in die Welt: LESER ist ein Global Player und in 80 Ländern vertreten. 200 Jahre Firmengeschichte, 100 Jahren Wendenstraße.
Der Firmensitz ist längst bedeutender Teil der Unternehmensgeschichte und fester Bestandteil der Unternehmenskultur. Deshalb: Ein Umzug auf die grüne Wiese, in einen anderen Stadtteil oder Ort stand nie zur Debatte. So dreht sich beim Neubau von der ersten Idee 2011 über den Entwurf bis zur Fertigstellung 2016 neben den funktionalen Anforderungen vieles um den Genius Loci. Hier – direkt am Mittelkanal – sind Bebauung und Nutzung heterogen. Dieser Ort hat Tradition. Ein Umzug? Undenkbar.
Entstanden ist ein moderner Campus. Das LESER Kontor ist ein um einen begrünten Innenhof angelegtes Ensemble. Denn auch das gehört zur Unternehmenskultur: Neues probieren, sich weiterentwickeln, Zukunft gestalten. Um den aufwendig gestalteten Innenhof sind mit Sichtachse zum Kanal alle Baukörper und Funktionen angeordnet. Eine lang gezogene Treppenanlage führt bis an den Mittelkanal und auf den firmeneigenen Ponton. Der Kanalblick und ein enger Wasserbezug ziehen sich durch den gesamten Komplex. Das LESER Kontor ist als Kommunikationsort angelegt. Beim Betreten des Gebäudes von der Wendenstraße gelangt man in eine großzügige Eingangshalle, die alle Bereiche horizontal und vertikal miteinander verbindet und den Blick in den Innenhof, auf den Prüfstand und den Kanal freigibt.
Die Halle ist der zentrale Erschließungsort für den Campus. Hier befinden sich der Empfang, die Cafeteria sowie die Schulungsbereiche, in denen Mitarbeitende aus der ganzen Welt ausgebildet und geschult werden. Zudem ist hier das LESER Museum verortet: Die kleine professionell kuratierte Ausstellung zur Firmenhistorie, mit Exponaten und der Darstellung der wichtigsten Meilensteine, macht die offene Unternehmenskultur zusätzlich erlebbar und unterstreicht den kommunikativen Charakter der Firmenzentrale und dessen Bedeutung für die Identität von LESER.
Neben dem Innenhof ist das Treppenhaus das zentrale Gestaltungselement. Es ist lichtdurchflutet und über die Treppen werden die in den oberen Stockwerken liegenden Büroflächen und Arbeitsplätze erreicht. Auf jedem Geschoss grenzen an das Treppenhaus eine Teeküche und Konferenzräume. Sich begegnen und austauschen, miteinander sprechen und diskutieren – das soll überall möglich sein. Die offene Raumgestaltung der Erschließung ermöglicht dabei überraschende Blicke zwischen den Stockwerken und in den Außenraum.
Die Grundrisse der Bürobereiche folgen einem mit LESER entwickelten Büroraster, das maximale Büroformen und Anordnungen ermöglicht und so flexibel für zukünftige Entwicklungen des Unternehmens nutzbar sein wird. Die Klinkerfassade mutet klassisch-modern und norddeutsch an. Sie fügt sich in die Umgebung ein und ist eine Referenz an die hamburgische Bautradition im Quartier, in dem neben Industrie- und Gewerbebau auch historische und moderne Kontorhäuser das heterogene Stadtbild prägen. Der für die Fassade verwendete Rotklinker nimmt dabei insbesondere Bezug auf die denkmalgeschützte Gewerbeschule von Fritz Schumacher aus den Jahren 1928/29 in der Nachbarschaft.
Die Fassade folgt einem gleichmäßigen und ruhigen Rhythmus. Einen starken Kontrast dazu bildet der zweite Baukörper auf dem Campus, der überwiegend blau-weiß verkleidete Leistungsprüfstand: Hier werden Sicherheitsventile mit bis zu 100 bar Druck mit Luft und Wasser getestet und zertifiziert. Die maßangefertigte Fassade stellt den Wasserstrahl eines Ventils abstrahiert dar. Ein großes Fenster eröffnet hier den Blick in die technische Welt von LESER. Während sich der Campus als Ensemble in die Umgebung einfügt, setzt der Prüfstand einen selbst-bewussten, gestalterischen und farblich auffälligen Akzent in die Umgebung
Foto: René Sievert
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